#resistance

Auf meinem Handy läuft der Livestream von Trumps Amtseinführung, Menschen in schwarzen Autos, Luftaufnahmen des Publikums, amerikanische Flaggen. Nichts bewegt sich in mir, außer das typisch europäische Unverständnis über den amerikanischen Hang zur Grandesse.

Doch dann ist da Trump, wie er aus einer Limousine aussteigt und anfängt grinsend und winkend auf die Kamera zu zu gehen. Neben ihm laufen seine Frau Melania und sein Sohn Barron. Der 10-Jährige wendet  verschüchtert den Kopf zu den Massen, die links und rechts am Straßenrand stehen, er schlingert neben seinem Vater her, sucht Halt, doch dann richtet er sich mit jedem Schritt ein Stück weiter auf und schließlich hebt er die Hand, um dem Publikum zu winken, wie sein Vater. Eingerahmt werden die drei von dutzenden Secret Service-Agenten in schwarzen Anzügen. Die Kamera fährt mit Abstand vorne weg und so scheint es, als käme die Truppe auf mich zu, ohne mich je einzuholen, ohne dass ich weg könnte, wie in einem schlechten Alptraum.

Ich stehe im U-Bahnhof Hermannstraße in Berlin, schließe den Live-Stream. Ein Stück weiter den Bahnsteig runter steht ein junger Typ und spielt auf der Querflöte „Time to say Goodbye“. Ich öffne die Guardian-App, scrolle durch die News-Updates und entdecke das Foto einiger junger Demonstranten, die eine Straße runtermarschieren, bewaffnet mit einem Transparent, Trillerpfeifen und ihrer Überzeugung. Ich gucke in ihre Gesichter und bekomme eine Gänsehaut. An einer Brücke in New York hängt ein Banner: „Bridges not Walls“.

Ich klicke auf einen gefeaturten Twitter-Account und da sind mehr Fotos: junge Frauen und Männer, die sich vor den Eingängen zur Trump-Veranstaltung festgekettet haben, die dem Pfefferspray der Polizei trotzen, die einen Slogan brüllen: „We have nothing to lose but our chains!“ Ich muss Schlucken. Seit der Wahl von Trump hat mich nichts mehr so berührt. Vor mir kommt die Bahn zum stehen, die Türen öffnen sich. Ich steige ein.

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